Die heutige Fahretappe bestand nur aus der Strecke von Po'opo nach La Paz. Insgesamt ca. 200 km, davon derzeit 150 km Baustelle :-( La Paz ist beeindruckend: man sieht schon aus weiter Entfernung die ganzen Berghänge glitzern (Glasscheiben, Dächer etc.) und fährt dann bestimmt 20 km lang durch Vororte, bis man sich dem Stadtzentrum nähert. La Paz liegt in einer Mulde (wobei deren tiefster Punkt immer noch ca. 3500 m hoch ist), und man kommt von oben aus an. Dadurch bekommt man tolle Blicke in die Stadt und die dahinterliegenden schneebedeckten Berge. Leider hatte ich keine Zeit für Photos, da Uwe starke Zahnschmerzen hatte und wir daher schnell das Hotel erreichen wollten, so dass er noch zum Zahnarzt kann (es ist Freitag nachmittag!). Das Hotel ist "minimal" besser als das von gestern, das Hotel Europa direkt im Zentrum und mit 5 Sternen. Selbst das Gepäck wurde uns ins Zimmer gebracht, wahrscheinlich hat sich der Hausdiener noch nie so eingestaubt wie heute :-) Hier im Hotel gibt es endlich auch Internet, so dass wir nun auch wissen wo die anderen sind (im Hotel "Oberland" im Valle de la Luna am Ortsrand von La Paz).
Uwe und Erwin sind nach dem Check-In gleich zu einem Zahnarzt, ich habe die Zeit genutzt mich wieder ein wenig in einen Menschen zu verwandeln (duschen, Maniküre, rasieren usw.). Als sie zurückkamen, ging es noch kurz zum Abendessen in die Stadt (ist ja nur ein Katzensprung, das Hotel liegt genau im Zentrum). In der Stadt selbst lebt übrigens ein ganz anderer Menschenschlag als in den bisher besuchten Städten: während es sonst immer meist Indios waren in traditionaller Kleidung und vereinzelt mal eine "westlich" gekleidete Person, ist es in La Paz genau umgekehrt. Das gleiche Publikum wie man es auch in Madrid erwarten könnte, nur ganz vereinzelt sieht man Indios (und dann meist bettelnd oder Kleinkram verkaufend).
Zurück im Hotel griffen wir uns noch den Welcome-Drink an der Hotelbar ab und ein Absackerbierchen in der Pianobar, und ein entspannter Abend ging zu Ende...
Gestern sind wir in Uyuni aufgebrochen in Richtung Oruru. Ein Deutscher, den wir im Hotel getroffen haben (von der Dt. Botschaft in La Paz) gab uns netterweise den Tipp, nicht direkt über Oruru zu fahren (heftige Waschbrettpisten, teilweise hohe Sanddünen), sondern erst von Uyuni nach Potosí und dort dann weiter nach Oruru. Der beste Tipp seit langem! Direkt hinter Uyuni begann eine funkelnagelneue, perfekt ausgebaute Asphaltstraße durch atemberaubende Landschaften. Dazu noch vollkommen frei von Verkehr. Allerdings nicht frei von Tieren, hinter jeder Kurve mußte man mit Alpacas, Vicunas, Hunden oder Eseln auf der Fahrbahn rechnen. Und meist standen sie dann auch wirklich da! Aber abbremsen und kräftig hupen half in der Regel. Die Strecke kostete zwar 10 Bol. Gebühr, aber die zahlten wir gerne für so eine Genußstrecke.
Nach 200 km hatten wir Potosí erreicht. Keine Ahnung, warum diese Stadt so toll und ein must-see sein soll: sie ist absolut schmutzig, heruntergekommen und erstickt im Verkehr. Verglichen damit war selbst das Fahren in La Paz heute ein Vergnügen. Auch die Baudenkmäler liegen mitten in diesem Moloch. Wir wollten eigentlich einen Kaffee trinken, sind aber lieber schnell wieder weiter und dann auf der Nationalstraße 1 (ist laut meinem Navi gleichzeitig auch die Panamericana) in Richtung Oruru. Diese Straße war vom Zustand her nicht ganz so gut wie der erste Teil, aber von der Landschaft her oftmals noch spektakulärer, mit riesigen Canonlandschaften. Als es anfing zu dämmern, und wir noch fast 100 km von Oruru entfernt waren, beschlossen wir uns ein Hotel zu suchen. In Po'opo wurden wir fündig: im Ort gab es ein Hotel, von außen gut und mondän. Innen dafür die Enttäuschung um so größer: absolut ungepflegt und heruntergekommen, meist auch ohne fließend Wasser im Zimmer (duschen wollte ich mich dort ohnehin nicht, aber zumindest Toilettenspülung wäre nett gewesen). Aber was soll's, immer noch besser als frierend noch eine Stunde im Dunkeln weiter zu fahren. Nach dem Abladen sind wir noch kurz ins Örtchen, das perfekt zum Hotel passte: alles dunkel und heruntergekommen, keinerlei Restaurants oder Bars. Wir haben uns dann nur im Laden Bier und Cola gekauft (Erwin im Schnellimbiß noch ein Hühnchen mit Reis und Kartoffeln) und sind wieder ins Hotel. Erstaunlicherweise gab es einen Flachbild-TV im Zimmer, der sogar funktionierte, und ich konnte mir auf FOX eine spanische Simpsons-Folge (mit "Homero") ansehen bevor ich wie ein Stein schlief.
Am Mittwoch gönnten wir uns einen klassischen Touri-Tag; nach dem Frühstück sind wir in die Stadt und klapperten noch einige Travel-Agencies nach Salar-Touren ab. Schlußendlich war die von gestern nachmittag die günstigste (1000 Bolivianos für 3 Personen, mit Fahrt zum erloschenen Vulkan Tunupa am Nordufer des Salar und zur Isla Incahuasi in der Mitte. Die Dimensionen sind einfach nur gewaltig: erst fährt man von Uyuni aus ca. 30-40 km Piste, bis man überhaupt erst den Einstieg zum Salar erreicht. Nach den Ojos de Salar sind es weit über 100 km bis zum Fuß des Vulkans, immer auf einer blendendweißen Ebene ohne jegliche Abwechslung. Unser Fahrer erzählte von vielen Unfällen durch eingeschlafene Fahrer. Er macht es so, dass er entgegenkommende Autos weit vorher schon per Lichthupe anblinkt. Wenn das entgegenkommende Auto auch blinkt, passt alles, ansonst geht er auf Nummer Sicher und weicht diesem Auto großzügig aus. Am Vulkan angekommen, gab es vor dem Örtchen dort sogar ein paar Flamingos im Wasser zu sehen. Im Dorf selbst gab es dann einen kleinen Imbiß, bevor es weiter zur Isla Incahuasi (auch Kaktusinsel genannt, warum zeigen die Bilder) ging. Den Namen Incahuasi gibt es öfters (z.B. auch ein Vulkan neben dem Paso de San Francisco, er soll laut unserem Führer "Haus des Inka" bedeuten und noch aus der Zeit vor der spanischen Eroberung stammen.
Die Insel ist ein Naturreservat und kostet daher separat EIntritt (30 Bol.). Der ganze Salar vor der Insel ist vollgeparkt mit SUVs, entsprechend voll ist auch der einzige Fußweg durch die Insel. Die Säulenkakteen sind absolut beeindruckend, aber bei mir kippte kurz nach dem Beginn des Rundgangs der Magen um, so dass ich es kaum geniessen konnte und nur noch zurück zum Auto wollte. Von der Insel aus wieder 90 km quer über den Salar, nach 70 km ein kleiner Zwischenstopp an den Ruinen des ersten Salzhotels der Region. Davor, wie auch schon in Uyuni, ein riesiges Dakardenkmal für die 2014er Rallye. Diese solle über den Salar führen, aber er hatte zu viel Wasser, so dass die Route verlegt werden mußte. Aber die Leute scheinen große Rallye-Fans zu sein, überall auf Autos, Lacken und Fenstern sieht man deren Logo, den stilierten Tuareg.
Direkt am Rand, beim Übergang zur Piste, stand noch viel Wasser, so dass wir uns noch einmal für die Entscheidung beglückwünschten, die Mopeds im Hotel zu lassen (gestern abend im Restaurant trafen wir 4 Holländer, die es mit Leihmotorrädern versucht hatten: einer steckte bis zuf Hüfte im Schlamm und sie brauchten 3 Stunden um alles wieder flott zu bekommen - und das waren 4 junge kräftige Gestalten!).
Am Rückweg nach Uyuni lernte ich noch, dass "Waschbrettpiste" auf spanisch "Wellblechpiste" (carretera calamena) heißt. Es ist schon praktisch, wenn man ein wenig spanisch kann und den Guide vom Beifahrersitz aus Löcher in den Bauch fragen kann...
Am Abend mußten wir kurzfristig unsere Routenplanung ändern, da wir endlich Kontakt mit den anderen aufnehmen konnten (per EMail in einem Internet-Café): sie hatten ihre Route geändert und sind über die Küste bis nach Arica und von da aus direkt nach La Paz. Dadurch würde unsere gaplante Route von Uyuini aus über Potosí und Sucre nach Cochabamba und dann weiter nach La Paz zu lange dauern. Wir entschieden uns daher über die direkte Verbindung über Potosí und Oruru nach La Paz (man könnte auch von Uyuni aus direkt nach Oruru fahren, das wäre dann aber heftige Piste mit Sanddünen).
Am Fuß des Tunupa: durch den weißen Salzboden ist es mittags so grell, dass man ohne Sonnenbrille kaum die Augen öffnen kann...
Auf der Isla Incahuasi (oder "Kaktusinsel"):
Der Platz vor dem Salzhotel, mit der obligatorischen Dakar-Statue und darüber die Fahnen Boliviens und der Aymará (das Hotel selbst ist eigentlich nur noch eine ausgeschlachtete Ruine und lohnt kein Photo):
Am Dienstag gab es erst mal ein ausgiebiges Frühstück, was richtig gut tat nach den letzten Tagen. Danach konnte ich erfolgreich Erwins Vorderradbremse reparieren (offenbar hatte er bei einem Sturz seinen Griff so verbogen dass er nicht mehr genug Hebelweg hatte; er hatte aber einen Ersatzhebel dabei, mit dem passt jetzt wieder alles) und habe noch den Handgriff an der Dusche festgeschraubt (bislang mußte man direkt am kleinen Vierkant-Messingstift das ganze auf und zu drehen).
Nach einigem Faulenzen und dem Check der Mopeds (in Uwes Alukoffer waren einige cm Wasser, bei meinem passte alles) sind wir zu Fuß zum Eisenbahnfriedhof von Uyuni gelaufen. Dort liegen, ca. 2 km außerhalb des Orts, entlang zweier Gleise unzählige verottete Waggons und Dampfloks. Meist sind nur noch die dicken Eisenteile wie Achsen, Rahmen oder Druckkessel übrig.
Es gab viele nette Fotomotive, dazu noch dunkle Gewitterwolken in den Bergen hinter Uyuni als Kulisse.
Am späten Nachmittag sind wir noch mal ein wenig in den Ort, waren bei der Post und haben uns nach Preisen für Jeep-Safaris auf den Salar erkundigt. Zum Abschluß sind wir dann noch ganz stilvoll in ein Café und haben uns je ein Glas Mate de Coca gegönnt (man merkt aber davon keinerlei berauschende Wirkung).
Abends ging es dann noch mal zum Abendessen in die Stadt, und wir haben gebratenes Llama mit Chinoa probiert. Schmeckt nicht schlecht!
Diese Lok macht einen geknickten Eindruck:
Der Zahn der Zeit schafft auch dickes Gußeisen:
Das wohl bekannteste Motiv des Friedhofs, auf vielen Postkarten zu sehen (dann aber ohne mich):
Auch die Fitness kann man hier gut trainieren:
Ein großer Abenteuerspielplatz für Erwachsene:
Zum Abschluß ein Gesamtpanorama des Eisenbahnfriedhofs:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen