Dienstag, 18. März 2014

Von San Pedro de Atacama bis nach Uyuni

Heute fuhren wir "nur" von Quetana Chico nach Uyuni. Laut Navi 260km, davon aber jeder einzelne auf Piste. Obwohl die Strecke an sich eigentlich ganz schön war, kamen wir kaum vom Fleck. Die Pisten waren, wie fast überall hier, immer ein bunter Mix aus grober Schotterpiste, tiefen Sandspuren und unregelmäßigem Waschbrett, so dass 30 km/h schon das höchte der Gefühle beim den vollbepackten Mopeds war.
Gegen 10 Uhr morgens sind wir los, nachdem wir noch das Zimmer bezahlt hatten: 150 Bolivianos insgesamt bei 3 Personen und 2 Nächten, also nicht mal 20 Eur! Den ganzen Tag ging es über die Pisten in Richtung Norden, dazu immer wieder durch kleinere Furten. Am Nachmittag beschloß Uwe, seiner GS bei der größten Furt des Tages noch ein Vollbad zu gönnen, bis auf nasse Füsse passierte aber nichts weiter (plus evtl. Wasser im Koffer, das will er aber erst morgen kontrollieren). Da es immer später wurde, hatten wie schon Angst, noch eine Zwischenübernachtung einlegen zu müssen. Die letzten ca. 100 km wurde die Piste aber besser, so dass wir doch noch vor Sonnenuntergang das Wunschziel Uyuni schafften. Neben den Pistenverhältnissen selbst machten uns vor allem die Touri-Taxis (große Pickups lokaler Reiseveranstalter, die Touris zu den Sehenswürdigkeiten bringen) zu schaffen. Die fahren ohne bremsen mit Vollgas knapp an einem vorbei, selbst wenn man gerade durch ein Tiefsandfeld eiert. Dabei winken sie meist noch freundlich, ich denke sie haben keine Ahnung was das für ein Risiko für uns Mopedfahrer ist! Gegen 18 Uhr tauchte endlich Uyuni am Horizont auf, war aber dann aber immer noch rund 19 km entfernt. Nur durch die klare Luft wirkte die Stadt zum Greifen nahe. Das Wunschhotel (Hotel Tonito) fanden wir dank Navi problemlos, und wir haben uns fürstlich einquartiert zum Ausgleich der letzten Tage: ein großes 3-Bett-Zimmer mit elektisch beheiztem Duschwasser und Frühstücksbuffet. Kostet dann aber auch 750 Bolivianos pro Nacht, aber das war's uns wert!

Unser Hostal in Quetana Chico, zusammen mit unserer Gastgeberin:


Uwe bei der Wasserdurchfahrt, ungefähr eine Sekunde später lag er, aber das konnte ich beim Auslösen ja nicht wissen sonst hätte ich noch gewartet ;-)



Gestern ging es endlich am ein "wenig" nach oben. Nachdem Quetana Chico mit 4200 m nicht gerade flach liegt, ist der Höhenunterschied zum Uturuncu (Piste bis 5800m)  nicht mehr ganz so viel. Das Gepäck ließen wir im Hostal, nur Trinken und Kameras waren dabei. Vor der Abfahrt gab es erst noch ein leckeres Frühstück, bestehend aus Dosenfleisch, Keksen (mehr gabs hier im Laden nicht) und auf dem Gaskocher zubereiteten Kaffee.
Es sind vom Dorf aus ca. 29 km zu fahren. Gleich zu Beginn kommt ein langes Weichsandfeld, was schon mal die ersten Enerien kostete. Danach ging es auf steinigen Pisten weiter. Uwe gab nach ca. 8 km auf und drehte um, während Erwin und ich vorsichtig weiterfuhren. Uwe hatte für sich die richtige Entscheidung getroffen, denn danach wurde die Piste richtig heftig, mit Unmengen großer loser Steine. Als der eigentliche Austieg bekann, kam das erste ernsthafte Hindernis: eine verschlossene Schranke quer über die Piste. Links ca 50 cm Platz bis zum Abhang (und natürlich auch alles mit Steinen übersäht), rechts im gleichen Abstand ein großer Fels. Wir beschlossen aus Sicherheitsründen, uns lieber am Fels vorbeizuquetschen, und bauten aus losen Steinen eine ca. 50 cm hohe Rampe. Einer fuhr, der andere sicherte immer das Moped, bis es endlich geschafft war. Danach erst mal Pause, auf 4800m geht so etwas nicht mehr so leicht von der Hand. Oberhalb der Schranke stand noch ein größerer Busch, dort hatte jemand auf einem Ast eine vertrocktete Andenkatze platziert. Danach wurden die Pausen mit zunehmender Höhe immer häufiger und länger :-). Ziemlich genau auf 5600m Höhe dann das Worst-Case-Szenario. auf dem Gipfel lag Schnee, und dessen Schmelzwasser hatte die Piste weggerissen, ca. 1 m tief und mind. genau so breit. Hier war also definitv Endstation für die Mopeds (und wie die Spuren zeigten auch für Jeeps). Aber man hat ja Ehrgeiz! Daher bin ich dann zu Fuß weiter, das Navi zeigte noch 2,5 km bis zum Sattel zwiscehn den beiden Gipfeln. Erwin blieb lieber bei den Mopeds und machte ein Mittagsschläfchen (ist ohnehin unglaublich, was er als ältester Teinehmer mit 70 Jahren schafft: er war auf jeder schwierigen Etappe mit dabei!!! Und garantiert nicht als letzter - als erster zwar auch nicht, aber das liegt daran dass er ungern navigiert und mich daher vorausfahren läßt)
Der Aufstieg war brutal, alle paar Meter mußte ich stehen bleiben und schnaufen. Hinzu kamen die allgemeine Kälte und ein starker Wind. Ich sah ziemlich rasch, dass der Weg noch an mehreren weiteren Stellen weggespült war, insofern war es eine gute Idee die Mopeds stehen zu lassen (insbesondere weil es weiter taute und beim Rückweg die Gräben voll Wasser und tiefer ausgespült waren). Beim Aufstieg merke man ganz deutlich, dass man sich auf einem aktiven Vulkan bewegt: immer wieder gab es große gelbe Flächen (mehrere hundert Meter lang), bei denen Schwefel aus dem Boden strömte (das rauscht wie wenn es dort ein unterirdisches Wildwasser geben würde). Dummerweise führte die Piste genau durch solche Fumarole, so dass man teilweise genau in den Schwefeldämpfen stand beim Schnaufen. Nicht wirklich angenehm! Auch am Sattel war vieles gelb, teilweise lagen richtig große Schwefelbrocken herum. Der Himmel über mir war dafür ganz dunkelblau, viel dunkler als man es von tieferen Standorten kennt. Ich habe dann noch ein paar Photos gemacht, das obligatorische Haubi-Steinmännchen gebaut und bin dann wieder zu Erwin abgestiegen.
Die Abfahrt war ekelhaft: die grobe Steinpiste mit den losen Felsen darauf sind bergauf schon nervig, abwärts einfach nur anstrengend. Ich bin eigentlich nur im ersten Gang mit abgeschaltetem ABS und viel Fußbremse nach unten. Erwin war sogar noch schlimmer dran, denn bei seiner XChallenge fuktioniert seit einigen Tagen die Vorderbremse nicht, so dass er immer den Killschalter betätigte um ordentliche Motorbremse zu bekommen. Bei der Schranke versuchten wir es erst wieder auf der Hangseite, aber bergab klappte es nicht, so dass wir dann doch auf der anderen Seite vorbeizirkelten. Ich blieb kurz mit den Soziusrasten hängen, Erwin mit seinem Alukoffer, aber irgendwann war es dann geschafft.
Im Dorf wartete schon Uwe auf uns, der sich bereits Sorgen machte weil es später Nachmittag war. Wir hatten für 58km Strecke ca. 7 Stunden gebraucht (wobei 2 Stunden auf meine Wandereinlage entfielen). Hier im Ort gibt es kein Restaurant und keine Bar, so dass wir zu Abend nur eine Dose Bier tranken und um 20:30 Uhr alle im Bett liegen....

Ein kurzer Zwischenstopp auf knapp 5100m Höhe, das Ziel (den Sattel zwischen den beiden Gipfel) gut im Blick:


Hier war für die Fahrzeuge Endstation:


Beweisphoto vom Sattel: so hoch hätte man theoretisch fahren können (evtl. sogar noch ein wenig weiter, in Richtung zum Ostgipfel führten Reifenspuren):
 

Das obligatorische Steinmännchen mit dem Westgipfel als Hintergrund:


Die Schwaden rechts vom Weg sind alles Schwefelwolken, nicht etwa aufgewirbelter Staub oder sonstiges:


Die Schrankenumfahrung  bergab. Erwin versuchte es wieder auf der Hangseite, gab aber auf. Wir sind dann auf der linken Seite vorbei. Was man nicht richtig hier sieht: der Platz links war nur ca. 50 cm breit, danach ging es steil nach unten ohne jegliche Sicherung:





Vorgestern  war der Tag der Flüche über die Waschbrettpisten. Wir sind gegen 10 Uhr morgens los, erst mal alles volltanken was ging, denn erst in Uyuni gibt es (hoffentlich) wieder Sprit, und das sind dann knapp 500 km, meist auf Piste.
Los ging die Fahrt mit den Zollformalitäten bei der Ausreise aus Chile, praktischerweise ist die Aduana direkt in San Pedro. Dann ging es in Richtung Paso de Jama bis hoch auf ca. 4300 m, dort dann links ab auf ein Schottepiste nach Bolivien. Die Immigration und der Zoll sind inzwischen zusammen direkt an der Grenze untergebracht. Die Formalitäten klappten problemlos, und zum Schluß fragte er uns noch ob wir schon Bolivianos getauscht hätten. Kurz nach der Grenze beginnt nämlich ein Nationalpark, durch den man zwangsweise muß, und der kostet für Ausländer 150 Bolivianos Eintritt (ca. 20 Eur, Eineimische zahlen nur 30 Bolivianos).
Als erstes kamen kurz nach dem Kassenhäuschen die Laguna Blanca und die Laguna Verde. Von da ab ging es ewig lang grob in Richtung Norden, immer auf ziemlich heftiger Waschbrettpiste. Leider nicht solche wie in Afrika, auf die man sein Tempo einstellen kann, sondern immer wieder mit groben Steinen und Felsen oder hoch zusammengeschobener Schotter. Und das leider als Dauerzustand, keine einfachen Pisten zum Erholen dazwischen. Gegen 14 Uhr erreichten wir ein Geothermalfeld, wo wir dann das erste Mal die bolivianische Haute Cuisine testen durften. Es gab als einziges Gericht irgendein paniertes (und fetttriefendes) Stück Fleisch, dazu Reis, Bohnen, Kartoffeln und Karotten. Aber es hat satt gemacht, und bei umgerechnet 3 Eur inkl. Getränken kann man nichts sagen. Direkt an der Straße gab es auch einen kleinen Pool, in dem man sich für einen kleinen Obulus hätte legen können. Danaben stand ein Flamingo und liess sich von uns Touris mit Kamera nicht weiter stören. Leider hatte sich durch das viele Rütteln auf der Piste meine Kamera verstellt (sie stand auf 25.000 ASA) und ich hatte es nicht bemerkt , so dass die ganzen Bilder des Nachmittags für die Tonne sind.
Kurz vorher hatte ich auf der Piste noch ein beeindrckendes Erlebnis: ein Staubteufel (diese kleinen Sand-Wirbelstürme) kam von hinten und ist genau über mich hinweg gezogen! Nachdem es zieloic windstil war, plötzlich ein heftiger Rückenwind uns Staub, dass man kaum die Hand vor Augen sieht. Ich dachte im ersten Augenblick, ein Jeep fährt knapp hinter mir und sein Staub weht zu mir, aber weit und breit kein Auto zu sehen. Nach ein paar Sekunden war der Spuk wieder vorbei, Windstille und klare Sicht, als wenn nie etwas gewesen wäre...
Nach dem Mittagessen ging es zunächst weiter in Richtung zu den Manana-Geysiren, aber irgendwie haben wir wohl die Abfahrt verpasst. Stattdessen standen wir ein Stück weiter plötzlich in einem Fabrikgelände. Die Piste, die wir nehmen wollten (zur Laguna Colorada), zweigte völlig unspektakulär und ohne Wegweiser ca. 2 km vor der Fabrik ab. Nach weiteren langen Rüttelstrecken kamen wir endlich zur Laguna Colorada. Man fährt von einer Anhöhe aus hinunter, sie schimmert dunkelrot und man sieht an einigen Stellen Dampf aussteigen (und riecht Schwefelwasserstoff). Am Ufer (aber weit weg von der Piste) standen unzählige Flamingos.
Von der Lagune aus sind wir dann ostwärts direkt nach Quetena Chica, was aber auch noch mal 50 km der allerheftigsten Waschbrettpiste bedeutete. Wir waren alle schon ziemlich groggy, und durch die tiefstehende Sonne im Rücken konnte man die Gemeinheiten der Piste kaum erkennen. Durch die Rüttelei lösten sich ständig die Halteschrauben meiner Verkleidungsscheibe, und ich mußte alle paar km anhalten um sie nachzuziehen. Trotzdem ging eine von den 4 Stück verloren. Direkt vor dem Ziel wurden wir optisch noch belohnt: der Uturuncu leuchtete mit schneebedecktem Gipfel im letzten Sonnenuntergang, daneben ging gerade der Vollmond auf. In der letzten Dämmerung erreichten wir das Hostal, um dort zu erfahren dass alles voll ist. Es gab aber noch ein weiteres, das erwies sich als Baustelle. Als wir überegten, was wir nun tun sollten, kam ein kleiner Junge und führte uns ins Nachbargebäude. Hier war nun das Hostal, ohne jewliche Schilder außen. Aber egal, wir bekamen zu dritt ein Fünfbettzimmer, so dass wir uns gut breitmachen konnten. Toilette funktioniert (man darf nur nicht atmen dabei), Waschbecken und Dusche nicht. Aber das machte uns nichts aus, immer noch besser als draußen in der Pampa das Zelt im Dunkeln aufzuschlagen (außerdem sind wir auf 4200m Höhe, da wird es sehr kalt...

Hier die einzigen Bilder, die an diesem Tag noch klappten (vor der ASA-Verstellung der Kamera).
Kurz vor dem Grenzübergang nach Bolivien:


Gleich nach der Grenze an der Laguna Verde:


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