Samstag, 5. April 2014

Von Nazca nach Arica

Heute geht es zurück in Richtung Chile: insgesamt ca. 1000 km, das heißt wir werden wohl 2 Tage unterwegs sein und irgendwo übernachten. Die Strecke ist ganz einfach: immer auf der Panamericana entlang der Pazifikküste...

Endpunkt der Tour ist dann Arica, gleich nach der chilenischen Grenze. Dort werden die Mopeds in einen Seecontainer verladen, und wir fliegen 2 Tage danach über Santiago zurück nach Deutschland.

Zunächst sind Uwe und ich (Dieter fühlte sich immer noch unwohl und fuhr direkt nach Süden) ca. 20 km nach Norden gefahren, um die berühmten Nasca-Linien einmal in echt zu sehen. Dort steht ein Mirador, eigentlich nur ein wild zusammengeschweißter Metallturm, von dem aus man 2 Figuren sehen kann. Eine stellt angeblich einen Baum dar, die zweite hatte ich nicht verstanden. Der erste Blick ist ziemlich ernüchternd: die erwartet riesengroßen Figuren sind eigentlich ziemlich klein, jeweils nicht mehr als max. 50 Meter Durchmesser. Ob andere Figuren deutlich größer sind, weiß ich nicht, denn für das Flugzeug waren wir wie schon geschrieben zu geizig :-)
Die Machart ist eigentlich ganz einfach: der Wüstenboden ist bedeckt mit braunrotem Gestein (wohl eisenhaltig), darunter befindet sich weißer Sand. Wenn die obere Schicht weg ist, leuchtet der Sand als Spur hervor. Das gleiche Phänomen kann man auch bei den Spuren sehen, die Geländewagen im Boden hinterlassen haben...

Nach diesem "touristischen Highlight" ging es zunächst wieder zurück bis nach Nasca (die Leute dort können sich selbst nicht einigen, ob es Nasca oder Nazca heißt, und schreiben beide Varianten - genau wie bei Cusco/Cuzco), und von da aus weiter auf der berühmten Panamericana Sur in Richtung Süden.
Wer jetzt denkt, das wäre die tolle Traumstaße, dem kann ich nur sagen: vergiß es!!! Die ersten knapp 100 km nähert sich die Straße erst langsam der Küste an, die Landschaft ist eine absolut kahle Sand- und Geröllwüste (wirklich kahl, nicht mal verdorrte Pflanzen sieht man), garniert mit Plastikmüll und Reifenfetzen an den Seiten. Das ganze hat beim Durchfahren den Charme einer Bauschuttdeponie! Hinzu kommt ein starker Wind landeinwärts (somit seitlich bis schräg von vorn), und die Luft ist diesig oder gar neblig. Wer noch nicht depressiv ist, wird es beim Durchfahren dieser Gegend!
Nach ca. 100 km hat man die Küste erreicht, was aber am Erscheinungsbild nicht wirklich viel ändert: durch den kalten Humboldt-Strom kommt keine Feuchtigkeit am Land an, bis direkt ans Pazifikufer alles trocken und verbrannt. Außer es führt mal ein Rinnsal Wasser aus den Bergen in Richtung Ozean, dann sieht man zumindest ein wenig grün.

Nach ca. 300 km gab es zumindest aus Sicht eines Motorradfahrers erste Lichtblicke. Die Straße führte direkt am Meer entlang durch die Küstenberge, und man konnte ein wenig Spaß am Kurvenwedeln haben. Wobei zum einen heftige Spurrinnen die Linie versauen können, zum anderen schneiden entgegenkommende LKW-Fahrer gerne die Kurven und man sollte immer genügend Reserven zum Ausweichen haben.

Gegen 16 Uhr sind wir an unserem Tagesziel angekommen, der Kleinstadt Camana. Knapp 400 km liegen hinter uns, das heißt morgen müssen wir ca. 500 km fahren bis nach Arica. Wenigstens ist dort im Hotel schon alles geregelt (die anderen sind bereits da), so dass wir problemlos auch ein wenig später ankommen könnnen...

Am nächsten Morgen ging es gegen 9 Uhr weiter. Ab Camanes knickt die Panamericana ins Landesinnere ab (Richtung Arequipa), was den Vorteil hat dass der Küstendunst weg ist. Dennoch ist die Landschaft meist ziemlich eintönig: nur ganz selten mal richtige Kurven, ansonst kilometerlang geradeaus (und natürlich immer noch mit heftigem Gegen- oder Seitenwind, der auch den Benzinverbrauch in ungeahnte Höhen schraubt.
Mittagspause gab es in Moquegua, ca. 180 km vor Arica und erst um ca. 15 Uhr. Von da aus ging es weiter nach Tacna, dem letzten größeren Ort vor der Grenze. Hier wollten wir noch mal Kaffee trinken und peruanische Soles loswerden, aber die Ortsumgehung hat natürlich kein einziges Cafe aufzuweisen (und extra in die Stadt fahren wollten wir auch nicht). So blieb nur die Hoffnung auf eine Tankstelle vor der Grenze, auch die kam nicht mehr, so dass nun jeder von uns noch einige Soles übrig hat. Mal sehen ob wir die morgen bei einem Cambio tauschen können...

Der Grenzübertritt kostet einige Nerven: auf der peruanischen Seite geht es relativ einfach: Papier ausfüllen, einige Stationen anlaufen und Stempel sammeln, das war's. Dafür dann auf der chilenischen Seite: dort wird das ganze Gepäck gefilzt, das heißt fast alles abladen und durch ein Röntgengerät wie am Flughafen schicken. Angeblich suchen sie nach frischem Obst (darf nicht eingeführt werden) und Coca (ist in Bolivien und Peru legal, in Chile nicht). Insgesamt verbrachten wir ca. 2 Stunden an dieser Grenze...

Der Rest war einfach: die anderen waren ja bereits seit ein paar Tagen in Arica und hatten uns vorangekündigt. So mußten  wir nur das Hotel erreichen (nicht ganz einfach mit all den Einbahnstraßen) und einchecken.
Da die anderen unterwegs waren (und Andrea's 100.000 km mit der Transalp feierten) gingen wir in den Ort zum abendessen. Als wir gerade mitten beim Essen waren, kam Erwin vorbei, der auf dem Heimweg zum Hotel war. Wir tranken zusammen ein Bierchen und gingen dann zum Hotel, dort waren inzwischen auch Andrea, Jörg und Frank eingetroffen...


Eine der beiden Firugen, die vom Mirador aus zu sehen sind:


Die andere Figur, mit einem Reisebus als Vergleichsgröße:


Der Mirador (kostet 2 Soles Eintritt) : ein deutscher TÜV-Prüfer würde wohl hyperventilieren, wenn er die Konstruktion abnehmen sollte, aber offenbar hält er seit Jahren die Touris aus:


Ein typisches Bild der Panamericana südlich von Nasca:


Auch die Anwesenheit von Meer macht die Gegend nicht wirklich besser:


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