Mittwoch, 2. April 2014

Von Cusco nach Nasca - ein Traum für Motorradfahrer

 Der Morgen begann eher nervig: im dichten Verkehr bis zum Ortsrand von Cusco. Himzu kam, dass die Hauptausfallstrasse gerade eine Bausstelle ist (mit immer wieder einspurigem Verkehr), was dem Verkehrsfluß erst recht nicht zuträglich ist. Wenigstens hatte die Sache den Vorteil, dass ich genau vor einer Cuyeria (Cuy = Meerschweinchen) im Stau zu stehen kam, so dass ich in Ruhe fotografieren konnte.
Sobald man aus den Städten (wie hier Cusco) und deren Vororten heraus ist, hat man seltsamerweise die Strasse fast für sich allein. Sie stieg zuächst immer weiter an bis auf über 4000m, um dann in unzähligen Sepentinen und Haarnadelkurven wieder auf ca. 1800 m zu fallen. Man weiß nie so recht, was man mit der Kleidung machen soll: oben sind es meist einstellige Plusgrade, unten oftmals über 20 Grad.
Das Spiel mit den Pässen wiederholte sich ein paar Mal, bis in Abancay die nächste größere Stadt erreicht war. Hier konnte ich endlich mal wieder das gute 95-Oktan-Benzin tanken. Kurz vorher traf ich an einer Baustelle zwei andere Deutsche, die gerade aus Lima kamen und in Richtung Cusco unterwegs waren. Sie erzählten mir, welch üble Piste hinter Abancay beginnen würde, und ich machte mich schon aufs Schlimmste gefasst. An der Tankstelle studierte ich meine Landkarte und sah, dass es neben der Hauptstrasse in Richtung Nasca noch eine Piste gab, die direkt in Richtung Lima ging. Offenbar hatten di beiden die Piste genommen. Schade für sie, denn genau hinter Abancay begann der mit Abstand schönste Streckenabschnitt der Route (und das heißt etwas, denn die ganze Route ist eine einzige Traumstrecke und besteht nur aus Kurven in wunderschöner Landschaft, mit gutem Asphalt und so gut wie keinem Verkehr)! Circa 80 km lang schlängelt sich hier die Teerstrasse durch eine Schlucht, die ein Wildbach gegraben hat. Rötliche Felsen an den Seiten, die Bäume schon mit Herbstlaub und das ganze bei 24 Grad. Zwischendurch mal ein paar Betontröge mit Wasserdurchfarten, aber immer nur 5-10 cm tief. Dazu jede Menge Kühe an den Strassenrändern, einmal lag sogar eine mitten auf der Straße und kaute gemütlich wieder (und ließ sich von einem deutschen Motorradfahrer nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen).
Kurz vor Iscahuaca führte die Straße dann aus der Schlucht heraus wieder auf eine Hochebene mit vielen Lagunen. Dort oben war es zwar wieder kalt, aber man konnte endlich ein wenig Tempo machen, es war schon später Nachmittag und immer noch weit weg von Nasca. Plötzlich prasselte es, es gab mal wieder einen Hagelschauer. Schnell die Regenkombi an und weiter! Nach einiger Zeit war der Hagel (und der nachfolgende Regen wieder vorbei, aber die Kombi ließ ich an (hielt schön warm).
In etwa zu diesem Zeitpunkt sah ich ein, dass die Fahrt nach Nasca in einem Rutsch nicht mehr zu schaffen war (es war schon nach 16 Uhr, und noch ca. 250 km Pässe zu fahren). Ich fuhr weiter bis nach Puquio, einer Kleinstadt ca. 150 km vor Nasca und übernachtete dort. Das Moped fand seinen Stellplatz mitten in einem Laden (über eine Rampe hinein), der auch dem Hotelbetreiber gehörte.

Am nächsten Morgen ging es gut ausgeschlafen weiter. Da ich nur noch 150 km zu fahren hatte, gönnte ich mir jede Menge Photopausen. Die Straße blieb weiterhin spekakulär, und frisch ausgeruht konnte man sie richtig genießen. ZUnächst in sattem Grün und jeder Menge Bachläufe, wurde die Gegend in Richtung Westen immer trockener. Ca. 70 km vor Nasca sah man, dass die Berge enden, und ich habe demonstrativ meinen dicken Fleece-Pulli im Koffer verstaut. Ich stand zwar immer noch auf 3500m Höhe bei 16 Grad, aber nun ging es bergab! Nasca liegt nur ca. 800m hoch, das heißt es kamen jetzt 2700 Höhenmeter abwärts in Serpentinen. Des einen Leid (die LKW-Fahrer, die mir entgegenkamen, mit stinkenden Kupplungen), der Mopedfahrers Freud! Die Straße dort muß ein leidenschaftlicher Motorradfahrer geplant haben, anders kann ich mir deren Verlauf nicht erklären...
Meine Vermutung zu den Temperaturen passte auch. Mit jedem Höhenmeter bergab stieg die Temperatur, bis wir in Nasca 27 Grad erreicht hatten.
Das geplante Hotel ("Oro Viejo") war leider ausgebucht, aber ich hatte mir in weiser Voraussicht noch 2 weitere im Reiseführer herausgesucht. Ich bin jetzt im "Alegria", gleich eine Parallelstraße weiter, mit WLAN und Pool. Das Moped kann in einem abgeschlossenen Innenhof parken, also alles perfekt.

Mal sehen, wann Uwe und Dieter ankommen: sie wollten einen Tag noch mir in Cusco losfahren und auch in einem Rutsch bis nach Nasca. Vermutlich werden sie aber auch 2 Tage brauchen...


Eine Cuyeria (Meerschweinchen-Restaurant) am Ortsrand von Cusco. Ob es hier auch Cuyburger oder ein McCuy gibt?

In der Schlucht südwestlich von Abancay. Man konnte immer schön mit 80-110 km/h entlangswingen...
 

Hier geht es wieder hinauf auf die Hochebenen, wie immer mit unzähligen Kurven und minimalem Verkehr:


Auf der Hochebene:


Hinter Puquio ist in den Bergen alles in sattes Grün getaucht:


Noch ein letzter Anstieg zum Abra Condorcenca (4390m):


Die letzten Berge, am Horizont ist schon das Tiefland zu erahnen:


Der Abstieg nach Nacsa, im Hintergrund der Cerro Blanca (laut Lonely Planet Reiseführer die höchste Sanddüne der Welt):

3 Kommentare:

  1. Hallo Matthias,
    gibt es eine Möglichkeit mit dir Kontakt aufzunehmen? Wir fahren im März nach Peru (von Paracas nach Cusco nach Lima in 6 Tagen) und mich würde speziell interessieren, ob die Strecke Nazca-Cusco in einem Tag zu machen ist. Bzw. dein Zwischenstopp in Puquio, wenn nicht. Wäre total super. Danke!

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  2. Hallo Alex, mein Email-Account lautet: matthias(punkt)haubold(ätt)gmx(punkt)de, darüber bin ich meist rund um die Uhr erreichbar...

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